In unserem Umfeld, sei es bei Freunden oder Bekannten, kennen wir jemanden, der den Verlust eines geliebten Menschen ertragen musste. Jeder von uns erwartet, dass die Freunde, die lieben Menschen, die man kennt, für einen da sind, um dir selbst den Schmerz erträglicher zu machen. Leider funktioniert dies oft nicht so, wie wir es uns vorstellen. Somit ist der beste Weg, sich mit sich selbst auseinander zu setzen und Strategien zu entwickeln, um mit Verlusten, die jeden spontan treffen können, umgehen zu lernen.
Die Begleitung bei Verlust eines geliebten Menschen beginnt damit, dem Betroffen Zeit zu geben, seine Gefühle auszudrücken. Jedes Gefühl hat dabei seine Berechtigung. Egal ob es Lachen, Weinen, Leiden, Erschöpfung, Verleugnung, Ablehnung, Angst, Frustration oder sogar Wut ist. In dieser Zeit erwarten sich Menschen, dass Freunde, Bekannten etc. für einen da sind. In unserer schnelllebigen Gesellschaft ist dies zumeist ein Balanceakt.
Viele Menschen sind häufig mit sich selbst beschäftigt und schaffen es nicht, den Freund, Vater, Mutter etc. zu begleiten. Genau hier beginnt oft die Abwärtsspirale. Die Erwartungen des Trauernden an die umliegenden Menschen werden oder können nicht erfüllt werden. Zum Trauerschmerz kommt dann noch die Enttäuschung dazu, dass sich niemand für einen zuständig fühlt oder keine Zeit hat. Es brechen Freundschaften, Menschen werden aussortiert oder nicht mehr beachtet. Der negative Kreislauf beginnt sich zu drehen. Neben dem tatsächlichen Verlust kommen noch weitere Kleinere dazu.
Jedoch müssen auch die Menschen, welche nicht helfen können, respektiert werden. Die Geschichte des Gegenübers muss akzeptiert, respektiert und vor allem geachtet werden. Jeder ist auf sich gestellt und für sich selbst verantwortlich. Abgrenzung ist ein wesentlicher Bestandteil, um sich wohl und gesund zu fühlen. Deshalb ist es aus meiner Sicht vollkommen in Ordnung, wenn Freunde, PartnerInnen und Bekannte nicht ständig für einen Menschen da sind, der gerade einen schweren Verlust zu verkraften hat. Natürlich ist es wichtig, bei Bedarf zuzuhören oder zu reden. Aber es ist auch richtig und wichtig, sich abgrenzen zu können. Der Trauerende soll dies achten und respektieren, auch wenn es ihm in seiner Situation möglicherweise schwer fällt.
Somit ist hier der erste Tipp, welcher für mich als Traumapädagoge auch der Wichtigste ist:
Sich selbst helfen und eine geeignete Unterstützung, eine professionelle Begleitung, zu holen. Empfehlenswert sind etwa Psychotherapeuten, Traumapädagogen oder Supervisoren. Sich selbst zu helfen und mit Professionisten zu reden ist eine Kunst und keine Schwäche.
In der ersten Zeit kann in einem geschützten Rahmen der persönliche Schmerz, welcher bei jedem Menschen unterschiedlich ist, besprochen werden. In diesen Sitzungen werden unterschiedliche Strategien erarbeitet, um den Trauerprozess bestmöglich zulassen zu können.
Wie diese Strategien aussehen können? Dies kann natürlich in diesem Blog nicht beantwortet werden, weil jedes Individuum auf Grund ihrer eigenen Persönlichkeit unterschiedlich ist. Beschreiben kann ich hier jedoch meine eigenen, erarbeiten Strategien.
Ich selbst habe ich mich in diesen Situationen nicht auf jemanden von außen verlassen, sondern immer nur auf mich selbst. Selbstliebe und Selbstwirksamkeit sind für mich in schweren Zeiten essenziell. Zuerst hole ich mir jedoch in schwierigen Lebenssituationen immer und immer wieder professionelle Hilfe, bereits seit fast 20 Jahren. Ich gehe zu Psychotherapeuten bzw. Supervisoren und schäme mich keineswegs dafür.
Nahezu jedes Gespräch, welches in solch einem Setting stattfindet, konnte mir weiterhelfen. Hierbei erarbeitete ich, dass ich das Leben so annehmen muss, wie es ist. Den Tod eines geliebten Menschen kann ich nicht rückgängig machen. Es passiert und ist allgegenwärtig. Für mich geht es immer raus in die Natur, zumeist auf meinem Rennrad oder zum Wandern in den Bergen. Hier bin ich für mich allein und komme in Ruhe zum Nachdenken.
Es gibt viele Möglichkeiten, für sich nachdenken zu können. Sich einfach einen Platz zu suchen, wo man an den geliebten Menschen denken kann, wo man die Gefühle, die ich bereits beschrieben habe, zulassen kann. Ich persönlich bewege mich auch gerne in der Gesellschaft und lache über dieses und jenes. Dabei erinnere mich in gewissen Situationen an den geliebten Menschen zurück. Ich schaffe mir meinen persönlichen sicheren Ort oder sicheren Rahmen, um mit dem Verlust bestmöglich umgehen zu können. Ich gebe mir Zeit, viel Zeit. Einfach die Zeit, die benötigt wird.
Als Traumapädagoge kann ich abschließend in diesem Blog keine Strategie beschreiben, sondern nur empfehlen, euch professionelle Hilfe zu holen. Hierbei erarbeitet ihr euch selber die individuell beste Strategie. Diese kann und wird im Übrigen völlig anders als meine persönliche Strategie aussehen. Denn jeder Mensch ist verschieden, und das ist gut so.